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Kategorie: Diagnostik | ICD-10
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Diagnostik – Psychopathologie

manieManische Störungen oder manische Beeinträchtigungen des psychischen Erlebens und Verhaltens werden im ICD-10* im Kapitel F3 aufgeführt. Das gesamte Kapitel ist den affektiven Störungen gewidmet, von denen die manischen Störungen den ersten Abschnitt bilden. Affektive Störungen haben als Hauptsymptomatik eine Stimmungsveränderung entweder hin zur Depression oder hin zur gehobenen Stimmung.

Entsprechende Stimmungsschwankungen sind für affektive Störungen typisch. Viele sich daraus ergebenden Symptome sind auf diesem Hintergrund zu verstehen. Die Manie ist nun jener Teil der Stimmungsschwankung, welche mit “gehobener” Stimmung umschrieben werden kann. Nichts gegen eine gehobene Stimmung! Das Problem bei einer manisch-gehobenen Stimmung ist, dass die Gehobenheit inadäquat, unpassend ist.

 

Eine manische Episode kennt grundsätzlich drei verschiedene Ausprägungen. Die Hypomanie, gekennzeichnet mit F30.0, die Manie ohne psychotische Symptome (F30.1) und die Manie mit psychotischen Symptomen (F30.2). Die Hypomanie ist durch eine anhaltende, leicht gehobene Stimmung, mindestens ein paar Tage hintereinander, charakterisiert. Damit einher geht ein gesteigerter Antrieb und eine Aktivitätsfülle oder Aktivitätsdichte, die sich durch eine gewisse Hektik und Rastlosigkeit kennzeichnen lässt. Der Hypomanische fühlt sich dabei auffällig wohl und empfindet seine Leistungsfähigkeit, sowohl seelisch wie körperlich, als sehr gross. Es herrscht eine gesteigerte Geselligkeit, eine gesteigerte Gesprächigkeit, eine teilweise überbordende Vertraulichkeit vor, ebenso eine erhöhte Libido und ein geringes Schlafbedürfnis.

All diese Merkmale führen aber nicht soweit, dass es zum Abbruch oder Unterbruch der Berufstätigkeit oder zu sozialer Ablehnung führen würde. Anstelle der euphorischen Gefühle können manchmal eine gewisse Reizbarkeit, Selbstüberschätzung und unter Umständen auch flegelhaftes Verhalten treten. Die betroffene Person ist frei von Halluzinationen oder Wahn.

Bei der Manie ohne psychotische Symptome redet man dann, wenn die oben beschriebenen Symptome mindestens eine Woche ununterbrochen beobachtet werden können. Zusätzlich ist bei betroffenen Personen eine starke Ablenkbarkeit, Grössenideen und übersteigerter Optimismus vor risikoreichen Situationen feststellbar. Häufig ist auch der Verlust von sozialen Hemmungen.

Die Manie mit psychotischen Symptomen weist ergänzend zum bereits beschriebenen Störungsbild auch Wahn, Grössenwahn oder Halluzinationen auf (in der Regel Stimmen, die zum Betroffenen unmittelbar sprechen, also eine Art fiktiver Dialogpartner). Die Ideenflucht und die Erregung können Extreme annehmen, durch die die betroffene Person nicht mehr ansprechbar wird.

*ICD-10: International Classification of Behavioural and Mental Disorders (Klassifikation psychischer Störungen gemäss WHO – Weltgesundheitsorganisation, Genf).