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Kategorie: Psychologische Therapie
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schluesselEin Felt Sense ist wie ein Schloss. Die Schlüssel sind Wörter und Bilder, die man aktiv sucht, um den Schlüssel ein bisschen zu drehen, ev. das Schloss zu öffnen...

Indikation

Focusing: Wissenschaftlicher Hintergrund

Wurde entwickelt in den fünfziger und sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts von Eugene T. Gendlin und Carl R. Rogers. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass bestimmte Patienten/Klienten spontan mehr als andere von Psychotherapie und Beratung profitieren. Gendlin und Rogers haben durch die Analyse von Hunderten von Therapiesitzungen herausgefunden, dass jene Patienten, welche vage und noch unklare emotionale Erlebnisinhalte als solche ins Bewusstsein zulassen (felt sense), ohne sie sofort zu analysieren, eine bessere Prognose haben bezüglich eines konstruktiven Therapieprozesses. Focusing vermittelt (ironischerweise) auf eine analytische Art, in 5 bis 6 methodischen Schritten, wie dieses Zulassen von „felt sense“ und dessen Übersetzen in bewusstes Verstehen vor sich geht.

Praktische Anleitung zum Erzeugen eines Felt Senses mittels eines Paradox

  1. Wählen Sie irgendein Problem, das Sie haben.
  2. Sagen Sie sich innerlich "laut", dass die Situation nicht besser sein könnte, "perfekt" ist, ideal und sie damit rundum glücklich sind.
  3. Die nun in ihrem Oberkörper entstehende körperliche Empfindung ist ein sogenannter Felt Sense (in diesem Fall spüren Sie, dass irgend etwas nicht stimmt mit der Behauptung, alles sei perfekt...)

Schritte vom Felt Sense zum Shift

1. Einen Raum schaffen

Entspannen Sie sich einen Moment. Nun achten Sie auf Ihr Inneres, auf Ihren Körper, vielleicht auf Ihren Magen oder Ihre Brust. Achten Sie darauf, was dort vor sich geht, wenn Sie fragen: "Wie steht es mit meinem Leben? Was ist im Moment für mich das Wichtigste?" Wenn etwas auftaucht, dringen Sie nicht hinein. Sagen Sie: "Ja, das ist da. Ich kann es hier fühlen." Lassen Sie einen kleinen Raum offen zwischen ihm und Ihnen. Dann fragen Sie, was Sie sonst noch fühlen. Warten Sie erneut auf die Antwort.

2. Felt Sense

Wählen Sie eines unter den soeben aufgetauchten Problemen aus. Dringen Sie aber nicht hinein. Natürlich hat das Problem, mit dem Sie sich beschäftigen, viele Aspekte – zu viele, um an jeden davon einzeln zu denken. Achten Sie auf die Stelle, an der Sie gewöhnlich Gefühle empfinden und sehen Sie, welches Gefühl das Problem in seiner Gesamtheit in Ihnen auslöst. Lassen Sie dieses komplexe Gefühl auf sich wirken.

Tipp, wie einen Griff finden

Fokussieren Sie auf Ihren Felt Sense so, als ob Ihr Leben jetzt gerade davon abhänge, etwas von diesem Felt Sense bewusst machen zu können...

3. Finden eines "Griffs"

Welcher Art ist dieser unklare "felt sense?" Lassen Sie ein Wort, einen Satz, ein Bild aus dem "felt sense" entstehen. Es kann ein Eigenschaftswort sein wie "eng, schmutzig, angsteinflössend, blockiert, schwer, nervös," ein Satz oder ein Bild. Bleiben Sie in Berührung mit dem "felt sense", bis Worte oder Bilder kommen, die genau dazu passen. Versuchen Sie, das körperlich empfundene Gefühl so zu fokussieren, als würde Ihr Leben davon abhängen, etwas davon zu verstehen…

4. Vergleich

Gehen Sie hin und her zwischen dem felt sense und dem Wort (oder Satz oder Bild). Prüfen Sie, wie gut beide zusammenpassen. Achten Sie darauf, ob ein kleines körperliches Signal Ihnen bestätigt, dass Sie das richtige Wort gefunden haben. Das Signal ist in der Regel ein leichtes Durchatmen, mehr "Luft".

5. Fragen

Nun fragen Sie: "Woran liegt es, dass dieses Problem in mir dieses bestimmte Gefühl hervorruft?“

Achten Sie dabei darauf, dass Sie den "felt sense" wieder spüren, frisch und lebendig. Wenn er da ist, fragen Sie: "Was ist in diesem Gefühl?" Sollten Sie darauf eine schnelle Antwort erhalten, ohne dass ein "shift" im "felt sense" eintrifft, lassen Sie diese Antwort an sich vorübergehen. Bleiben Sie in Kontakt mit dem "felt sense", bis die Antwort mit einem "shift", einer körperlichen Entspannung, eintrifft (i.d.R. atmen Sie erleichtert aus).

6. Aufnahme

Empfangen Sie alles, was mit einem "shift" kommt, in einer entgegenkommenden Haltung. Lassen Sie es eine Weile auf sich wirken, selbst dann, wenn es nur eine leichte Entspannung war. Was auch immer kommt, es handelt sich nur um einen einzelnen "shift" unter mehreren, die noch eintreffen werden. Nach einer kleinen Weile werden Sie weiterfahren wollen, doch vorerst halten Sie einen Moment ein.

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