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Kategorie: Theorie | Wissenschaftliche Psychologie
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Gesunde Wut wird unterdrückt

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Gesunde Wut, die nicht ausgedrückt, sondern für sich zurückbehalten wird, hat ausgeprägt negative Auswirkungen auf die eigenen Stimmung. Wut ist eine sehr energetische Emotion. Sie spannt die Muskeln an, die Atmung wird beschleunigt, stimulierende Hormone wie Adrenalin werden ausgestossen sowie eine Vielzahl weiterer physiologischer Prozesse kommen durch die Wutwahrnehmung in Gang. Wenn gesunde Wut gegenüber bedeutsamen anderen Personen nicht ausgedrückt wird, dann kann die betroffene Person versuchen, die Wut zu verdrängen. Aber die Verdrängung oder Selbstleugnung von wichtigen emotionalen Inhalten der Wut hat mit der Zeit einen den ganzen Organismus lähmenden Effekt. Diese Lähmung des Organismus kann sich als depressiven Zustand chronifizieren.

Bei psychotherapeutischen Behandlungen von depressiven Episoden zeigt sich oftmals, dass eine solche Wut seit längerem zurückbehalten wurde. Manchmal wird sogar ein eigentliches Muster deutlich. Das heisst, es geht nicht nur um eine bestimmte Situation, in der man sich zu sehr zurückgehalten und zu sehr klein beigegeben hat. Eine solche Situation war vielleicht der Auslöser der depressiven Episode. Vielmehr ist bei der betroffenen Person eine Umgangsform zu erkennen (ein Interaktionsstil), bei der sich der Betroffene stets zurückhält, auch dann, wenn er seinem Gegenüber Grenzen setzen , Nein sagen und für seine Bedürfnisse wehrhaft und selbstbewusst einstehen müsste. Stattdessen hält sich der Betroffene zu bedeckt, duckt sich zu schnell, hat Angst vor der Auseinandersetzung und scheut sich vor den Konflikten, die er mit wichtigen anderen Personen in seinem Leben eingehen müsste.