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Kategorie: Theorie | Wissenschaftliche Psychologie
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Persönlichkeitspsychologie - Forschung

In der Forschung herrscht schon seit Jahrzehnten mittlerweile ein Konsens darüber, welche Persönlichkeitsdimensionen oder Merkmale hauptsächlich den Menschen in seiner Persönlichkeit charakterisieren. Historisch gesehen sind für diesen Forschungszweig der Psychologie Namen wie H.J. Eysenck und R.L. Thorndike hervorzuheben.

Die Forschung hat dabei vor allem fünf Dimensionen oder Merkmale ausgemacht. Umstritten sind nicht so sehr die Merkmale. Umstritten ist höchstens, wie sich die Psychologen die Entstehung der Merkmale erklären. Eher genetisch, eher umweltbeding? Welcher Mix von diesen beiden Quellen? Wieviel tragen die Eltern dazu bei? Wieviel die Peer-Gruppe (die Gruppe der Gleichaltrigen)? Wieviel ist reiner Zufall? Das sind die strittigen Fragen, auf die ich hier nicht eingehen möchte. Vielmehr möchte ich einen kurzen Überblick über diese fünf wichtigsten Persönlichkeitsmerkmal geben (the big five).

1. Extraversion

Der ersten Dimension wird häufig der Name Extraversion gegeben. Der Begriff wird auch im Zusammenhang mit Intraversion, seinem Gegenteil, aufgeführt. Der Begriff Extraversion stammt ursprünglich von C.G. Jung. In der Forschung wird dafür gelegentlich als Synonym "Begeisterungsfähigkeit" sowie "positive Emotionalität" verwendet. So wie der Begriff "Extraversion" in der Forschung angewendet wird, meint er folgendes: Personen, die einen hohen Wert in Extraversion erreichen, sind nach aussen gerichtet und sozial orientiert. Personen, die einen entsprechend geringeren Wert haben, sind verschlossen und machen ihrem Umfeld gegenüber weniger deutlich, was sie emotional im Moment wahrnehmen.

2. Emotionale Stabilität

In der Forschung wird dafür gelegentlich als Synonym der Begriff "Neurotizismus" sowie der Begriff "negative Emotionalität" verwendet, durchgesetzt hat sich aber vor allem "emotionale Stabilität" und nicht "Neurotizismus" zum Beispiel. Der Begriff "emotionale Stabilität" hat etwas Selbstdefinierendes. Dennoch ist es erhellend genauer zu schauen, was damit gemeint ist. Er meint vor allem, dass Personen mit einem hohen Wert in "emotionaler Stabilität" eher optimistisch (statt pessimistisch) sind, eher empathisch (statt apathisch und teilnahmslos), eher ruhig (statt ängstlich), eher autonom (statt abhängig), eher tolerant (statt aggressiv) sind. Er meint vor allem, dass Personen mit einem hohen Wert in "emotionaler Stabilität"  nicht impulsiv, sondern besonnen reagieren. Sie sind in ihrem kommunikativen Verhalten weniger in der Abwehr, sie verknüpfen auch negative Emotionen weniger stark mit der Vergangenheit, sondern bleiben eher in der Gegenwart, wenn sie negative Emotionen wahrnehmen. Allgemein haben sie seltener emotionalen Extreme.

3. Verträglichkeit (Agreableness)

Verträglichkeit als Persönlichkeitsdimension gehört ebenso zu den "big five". Wer einen hohen Wert an Verträglichkeit hat, ist eher kooperativ, reagiert nicht antagonistisch auf die anderen (also stets das Gegenteil hervorhebend oder stets mit einem kritischen Blick). Er ist spontan bemüht, gegenüber seinen Mitmenschen nett zu sein, einfühlend und vertrauensvoll, eher hilfsbereit als unsolidarisch. Personen mit einem niedrigen Wert in Verträglichkeit werden schneller als aggressiv und kritisch wahrgenommen.

4. Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness)

Personen mit einem hohen Wert in Gewissenhaftigkeit sind genau, arbeiten unter Einhaltung der Fristen und eher speditiv. Personen mit einem niedrigen Wert werden eher als chaotisch, unorganisiert, aber auch kreativ, allenfalls impulsiv wahrgenommen.

5. Offenheit

In der Persönlichkeitsforschung wird die Dimension "Offenheit" oft auch mit den Begriffen "Intellekt/Vorstellungskraft" beschrieben. Personen mit einem hohen Wert sind offen für neue Erfahrungen, die aus dem gewohnten Bezugsrahmen fallen können. Personen mit einem geringen Wert werden oft als eher traditionell oder konservativ wahrgenommen. Hier ist damit gemeint, dass die neue, noch nicht gemachte Erfahrung, welche eine alte Erfahrung/Vorgehensweise ersetzen könnte, gemieden wird.

 

Literatur und Test

Wer des Englischen mächtig ist, kann die Online-Version des Tests der "Big Five Personality Traits" hier machen (inkl. Auswertung am Schluss).

Zum Thema "Emotional Stability" hier ein interessanter Forschungsartikel zu den relevanten Dimensionen von "emotionaler Stabilität"..