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sinnleben kompass Urheber: <a href='https://de.123rf.com/profile_279photo'>279photo / 123RF Lizenz erworben</a>"Das macht keinen Sinn" oder im Gegenteil "das ist eine wirklich sinnvolle Tätigkeit" sind Aussagen, die wir öfters machen. Wir streben danach, Sinnhaftes zu erleben. Was wir damit meinen, ist zwar nicht immer aufs Erste klar. Aber meistens meinen wir mit "sinnvoll" einfach, dass wir etwas nützlich finden, dass etwas für andere oder uns selber hilfreich ist, dass wir ein für uns wichtiges Ziel erreichen oder dem Ziel näher kommen oder dass ganz allgemein gesprochen wir etwas positiv bedeutungsvoll finden, was es denn auch sei. Immer meinen wir, dass es uns positive Emotionen beschert. Nämlich Emotionen wie Freude, Neugierde, Interesse, Geborgenheit, Sicherheit, Zufriedenheit, Befriedigung, Stolz, Glück, Lust und Liebe.

Sinn und Sinnlosigkeit

Wenn wir aber die Frage nach dem Sinn unserer (aller und der je eigenen) Existenz grundsätzlich beantworten wollen, indem wir fragen: Was ist der Sinn des Lebens?, dann kommen wir zumindest aus einer evolutionsbiologischen und evolutionspsychologischen Sicht sehr schnell zur Erkenntnis, dass das Leben an und für sich ein reines Zufallsprodukt ist. Auch wenn wir die Frage umformulieren und nach "Was ist der Sinn meines Lebens?" fragen, so kommen wir vielleicht ganz praktisch auf für uns persönlich wichtige Antworten. Aber meines Erachtens bleibt es dabei: Es hat keinen Sinn, das Leben, auch mein Leben hat keinen spezifischen Sinn. Es hat keine Richtung, nach der es "zwangsläufig" strebt, ausgenommen sein eigenes Erlöschen. Es ist eben letztlich zufällig entstanden und es vergeht auch wieder, früher oder später. Die Menschen haben aufgrund ihres sehr entwickelten Gehirns sogar ein Bewusstsein von der Vergänglichkeit alles Lebenden. Ernest Becker oder andere (z.B. Otto Rank) nennen es unser Sterblichkeitsbewusstein. Dieses Sterblichkeitsbewusstsein entwickeln wir relativ früh in der Kindheit. Es fängt damit an, dass wir als Kinder entdecken, dass ein noch vor kurzem lebendiger Vogel tot auf dem Boden unter dem Baum liegt. Und es geht weiter damit, dass wir als Kinder unsere geliebten Grosseleltern altern und sterben sehen.

Lähmender Konflikt

Dieses Sterblichkeitsbewusstein steht in ständigem, lebenslangem Konflikt mit unserem Überlebenstrieb und der darin fussenden Lebenkraft. Diesen Überlebensinstinkt haben wir mit allen Lebewesen gemein. Dieser Instinkt ist darauf programmiert, ewig zu leben. Versuchen Sie mal eine Fliege mit der Hand zu töten. Die Chance, dass sie Ihnen entwischt, ist recht gross. Sie versucht ganz instinktiv ihrem Sterben zu entgehen. Genau so einen Überlebensinstinkt haben wir Menschen auch. Im Unterschied dazu haben wir allerdings auch unser Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit.

In diesem lähmenden Dauerkonflkt zwischen Sterblichkeitsbewusstsein und Überlebensinstinkt, der auf "ewig weiterleben" programmiert ist, stecken wir Menschen unweigerlich. Jeden Tag müssen wir diesen im HIntergrund (im Unbewussten) schwelenden Konflikt bewältigen und unserer Lebens- und Schöpferkraft den Weg bahnen. Denn wenn uns das nicht gelingt, dann übermannt uns das Sterblichkeitsbewusstsein und wir werden depressiv (das ist übrigens auch der Grund für die Notwendigkeit von Selbstwert).

"Sinnvoll" ist die Illusion, dank derer wir gefühlsmässig die Sinnlosigkeit vergessen können

In dieser Sichtweise bedeutet "sinnvoll" nichts anderes, als dass wir mittels eines positiven Gefühls die Sinnlosigkeit des Lebens vergessen, welche sich aus der Zufälligkeit des Lebens im Allgemeinen und dem Sterblichkeitsbewusstsein im Speziellen ergibt.

Wenn Sie gerade in einer Lebensphase sind, in der Sie viel "Sinnlosigkeit" erleben oder am Leben überhaupt zweifeln, dann einfach deshalb, weil die Beziehungen und Tätigkeiten, die Sie in Ihrem Leben haben, offenbar nicht ausreichen, die Zufälligkeit und die grundsätzliche Sinnlosigkeit des Lebens gefühlsmässig zu verdrängen.

Sinn ist also ein "Etwas", das uns auf zuverlässige Weise vergessen lässt, dass alles eigentlich keinen Sinn hat. Dieses Etwas sind vor allem nahe Beziehungen, also Bindungen zu anderen Menschen und eventuell auch Haustieren, wie das schöne Hühner-Video "The Natural History of Chickens (Full Documentary)" eindrücklich darlegt. Dann natürlich auch Freundschaften und Kollegen. Weiters kann so ein Etwas aus Tätigkeiten bestehen, in denen wir einfach notwendigerweise zwecks physischem Überleben (Überlebensinstinkt!) unser Wissen und Können einsetzen, es erhalten und weiter entwickeln. Das nennt man arbeiten. Noch besser wäre es, in einem heorischen Projekt kreativ und schöpferisch zu sein, aber auch das ist vor allem nichts anderes als arbeiten ("heroisch" im Sinne Ernest Beckers zoom-link). Ein "heroisches" Etwas sensu Becker kann aus Tätigkeiten bestehen, von denen wir kulturell gelernt haben, sie seien irgendwie nützlich oder hilfreich für andere. um ein gesellschaftlich als wertvoll definiertes Ziel zu erreichen (z.B. Umweltschutz, Politiker werden, als Arzt Leben retten, eine Religion verbreiten, einen Song schreiben). 

Aber nichts soll darüber hinwegtäuschen: Sinnvoll ist eigentlich eine reine Illusion. Sinnvoll bedeutet vor allem, dass wir das existenziell Sinnlose erfolgreich verdrängen können durch Beziehungen oder Tätigkeiten, mit denen wir positive Emotionen intensiv verknüpfen.

 

 


 

 

 

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