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Einleitung

genegendlinEugene T. Gendlin (* 25. 12.1926 Wien)
Begründer "Focusing"
Focusing ist lernbar und besteht im Prinzip aus sechs verschiedenen Schritten. Der erste Schritt soll Raum schaffen, um dem Gefühl des Felt Sense auf die Spur zu kommen. Das Wahrnehmen-Können des Felt Sense stellt im klassischen Vorgehen des Focusing der zweite Schritt dar. Vielen bereitet dieses Finden des Felt Sense Mühe. Es braucht Übung. Hier eine Anleitung aus erster Hand.

Felt Sense

Wenn Sie irgendeine Sorge, die Sie haben, auswählen, können Sie Ihre Aufmerksamkeit und Wahrnehmung auf das "Innere" Ihres Körper richten. Das ist die Ausgangslage, um einen Felt Sense entstehen zu lassen. Versuchen Sie daraufhin, "in Ihren Körper hineinzugehen". Sie versuchen mit dem Ort, an dem Sie die Sorge oder das Problem körperlich verspüren, in Kontakt zu treten. In der Regel sind das die Bereiche des Oberkörpers inkl. Becken und Hals. Dieses meist noch vage körperliche Empfinden des "Problems" oder der Situation, die Sie sich vorstellen, ist der Felt Sense. Gendlin (1998) schreibt dazu (p. 119 ff):

"Was Sie auch über die ausgewählte Sorge bereits wissen mögen, da es ein Problem ist, hat es auch einen ungelösten Rand, einen Felt Sense des Unbehagens, der Ungelöstheit oder eines impliziten Reichtums, der über das hinausgeht, was Sie völlig begreifen können. Um diesen unklaren Rand zu finden, tun Sie Folgendes:

    Dieses vage körperliche Empfinden des "Problems" oder der Situation, die Sie sich vorstellen, ist der Felt Sense

  • Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit in Magen und Brust
    und schauen Sie, was für ein Gefühl die ganze Angelegenheit Ihnen dort gibt, welche körperliche Qualität sie dort hat.
  • Sagen Sie einfach: Ich habe wirklich ein gutes Gefühl bei dieser Sache, richten Sie die Aufmerksamkeit in den Körper und warten Sie ab. Schauen Sie, was kommt, wenn Sie das sagen.
  • Die undeutliche, unklare, unbefriedigende vage Empfindung, die auftaucht, mag völlig unbedeutend erscheinen. [Aber], wenn das da ist, ist dies ein Felt Sense. [...]
  • Nun haben Sie diesen gespürten Rand vielleicht verloren. Lassen Sie die Aufmerksamkeit in die Körpermitte zurückkehren. Sobald das Gefühl wiederkommt, seien Sie willens, eine Minute lang bei dieser unklaren Empfindung zu bleiben (eine Minute ist ein langer Zeitraum). Berühren Sie sie immer wieder.

Dieser Schritt ist der schwierigste Teil. Sie müssen etwas spüren, das ziemlich konkret und bedeutender ist, als Sie bisher ausdrücken oder definieren konnten. Falls bisher nichts aufgetaucht ist, versuchen Sie Folgendes:

  • Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einer grossen Mauer. Sie müssen zurücktreten, um sie ganz zu sehen. Diese Mauer ist ein Bild für die ganze Angelegenheit. Warten Sie auf das Bild. Was für ein Bild taucht auf? Spüren Sie nun, welches Gefühl dieses Bild in Ihrem Körper auftaucht?
  • Falls Ihnen das Bild keinen konkreten Felt Sense vermittelt hat, versuchen Sie, eine wahre Aussage hinsichtlich des Problems zu treffen. Wiederholen Sie diese immer wieder und sehen Sie, was als Reaktion darauf in Ihrem Körper auftaucht."

Leslie Greenberg (2007), ein wichtiger moderner Vertreter der Emotionstheorie und wesentlicher Wegbereiter der emotionsfokussierten Psychotherapie (EFT) schreibt zum Felt Sense (p. 175 ff):

  • "[...] Jetzt lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit in Ihrem Körper an den Ort, an dem Sie das Gefühl verspüren. Schauen Sie sich genau an, was Sie im Moment dort spüren. Achten Sie auf Ihre körperlichen Empfindungen. [...] Die Wahrnehmung des "felt sense" geschieht körperlich; es ist eine physische, somatische Empfindung. Oft verspüren Menschen etwas in der Brust oder in der Kehle, an einem bestimmten Ort, üblicherweise in der Körpermitte. Es handelt sich dabei um eine innere Empfindung, und es ist wichtig, einen Unterschied zwischen dieser und zwischen äusseren körperlichen Empfindungen zu machen, wie z.B. angespannte Muskeln oder einem Kitzeln in der Nase. [...] Versuchen Sie dann, das Gefühl oder die Art der Empfindung zu beschreiben, die in Ihrem Körper vor sich geht. Wo in Ihrem Körper findet das Ganze statt? Legen Sie Ihre Hand an diese Stelle Ihres Körpers und beschreiben Sie, was vor sich geht. [...] Beschreiben Sie Ihre körperliche Empfindungen, wie z.B. Anspannungen, ein Knoten, Leere oder Schwere - oder Schmerz."

Gerade dieser Versuch zu beschreiben, was vor sich geht, kann unter Umständen erleichtert werden, wenn man sich vorstellt, durch diese Empfindung hindurch zu reden. Manche Personen können sich auch gut vorstellen, dass diese Empfindung "selber" reden würde. Wieder andere bemerken, dass in Ihnen Bilder entstehen, seien es Bilder, die mit Ihrer Vergangenheit zu tun haben, seien es Bilder, die einfach "bildhaft" die Empfindung wieder geben. So kann ein Bewusstsein dessen entstehen, was die Empfindung ausmacht: "Einen Griff finden", wie es in der Fachsprache nach Gendlin heisst. Dies wäre dann der dritte und therapeutisch weiterführende Schritt.

Literatur

Eugene T. Gendlin: Focusing-orientierte Psychotherapie. Ein Handbuch der erlebensbezogenen Methode. Leben lernen 119. Pfeiffer (1998).

Leslie S. Greenberg: Emotionsfokussierte Therapie. Lernen, mit den eigenen Gefühlen umzugehen. dgvt-Verlag (2007)

 

 


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