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Fachartikel zu Psychologie

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family walk shutterstock 185554754Einleitung

Paartherapien können, bei vorhandener Motivation beider Partner, eine Lösung sein, um Schwierigkeiten in der Beziehung, Krisen und Beziehungsstress zu entschärfen und das gegenseitige Verständ­nis zu erhöhen.

Paare und binationale Paare

Dies ist in Beziehungen nicht anders, in denen die Partner unterschiedliche Muttersprachen sprechen und sich in der Regel auf eine der Sprachen als Gebrauchssprache geeinigt haben. Stellen sich aber Schwierigkeiten ein, so kann es zu zusätzlichen Kommunikationsengpässen kommen. Eine Paartherapie oder Paarberatung für binationale Paare ist einfacher, wenn sie von einem Therapeut geführt wird, der diese Sprachen gut beherrscht.

Der paartherapeutische Prozess

Das Beziehungs-Erleben wird in das Dreieck „Partner/eigene Person/Therapeut“ hineingegeben und muss verstanden und vom Partner emotional und gedanklich nachvollzogen werden. Dieses Verstehen ist ein wichtiger Motor für den Fortschritt. Unter Umständen kann es auch zu einer konstruktiven Konfrontation der Perspektiven, Einschätzungen, Bewertungen und unterschiedlichen Bedürfnissen sowie Handlungen führen. Erst dank dessen ist es oftmals möglich, den andern wieder als Person in ihrem je eigenen Erleben zu akzeptieren. Jeder der Partner muss beispielsweise überprüfen, ob er respektive sie sich zu oft in Dominanzkonflikte hinein begibt, um die eigenen Präferenzen und Sichtweisen als für beide gültig durchzusetzen. Es geht also immer auch darum, sein eigenes Verhalten und seine eigenen Haltungen zu hinterfragen. Oftmals entstehen die dafür notwendigen Annäherungen zwischen den Partnern.

Den eigenen Gefühlshaushalt regulieren zu lernen ist für das Gelingen einer Paarbeziehung ebenso wichtig wie das gegenseitige Verstehen und Eingehen auf Nähe-Bedürfnisse

Genau so entscheidend kann es sein, dass wichtige Kerngefühle ohne Beschuldigungen dem Partner mitgeteilt werden können: Zum Beispiel das Gefühl der Angst um die Bindung oder des grenzsetzenden Ärgers bei „Verletzungen“ desIdentitätsgefühls. Oder das Gefühl der Verletztheit und Scham, wenn sich einer der Partner gedemütigt fühlt. Ebenso das Gefühl der Traurigkeit oder Verlassenheit bei mangelndem Bindungserleben oder mangelndem Interesse und Wertschätzung etc. Es ist die Aufgabe des Therapeuten, den Ausdruck dieser Gefühle zu erleichtern. Bei diesem Ausdruck der Kerngefühle geht es auch darum, bei sich selber zu entdecken, ob hinter einer “Wut” eher Angst und Verletzlichkeit steckt, welche ausgedrückt werden sollte (statt der “vorgeschobenen” Wut” oder des “falschen” Ärgers). Manchmal erkennen die Partner, dass hinter dem Gefühl, „Opfer“ zu sein, und hinter den Tränen, die deswegen vergossen werden können, auch „gesunder“ Ärger steckt. (Greenberg, 2008).

In einer Paarberatung geht es darum, sich für den andern Partner zu öffnen, seine Sichtweisen und Präferenzen wertzuschätzen oder zumindest deren Tatsache anzuerkennen. Aber es geht auch darum, nicht nur Bedürfnisse dem andern gegenüber zu formulieren, sondern zu lernen, mit gewissen, unweigerlichen Frustrationen alleine fertig zu werden, weil der Partner nicht immer zur Verfügung stehen kann. Den eigenen Gefühlshaushalt regulieren zu lernen ist für das Gelingen einer Paarbeziehung ebenso wichtig wie das gegenseitige Verstehen und  Eingehen auf die Nähe-Bedürfnisse.

Der Therapeut wird darauf achten, dass jeder Partner sich für das Verstehen des Anderen Zeit nimmt. Manchmal wird er sogar darauf bestehen müssen, so dass ein zu schnelles Voranschreiten im Gespräch unterbrochen wird zugunsten einer Wiederaufnahme des bereits Gesagten. So versucht der Therapeut, bestimmte Kommunikationsmuster zu unterbrechen, die bisher zu Belastungen oder zu Unzufriedenheit führten. Diese Vorgehensweise erlaubt, die sogenannten „Konfliktzyklen“ des Paares genauer zu benennen. Werden die Konfliktzyklen besser erkannt, so besteht die Möglichkeit, aus diesen Mustern „auszutreten“ und neue, „gesündere“ Interaktionsmuster anzubahnen. In den Konfliktzyklen stecken immer implizite, nicht-mitgeteilte oder zu wenig wahrgenommene Kerngefühle, die den Bereich der Bindung (Sicherheit, Vertrauen) und den Bereich der Identität (Wertschätzung, Anerkennung) betreffen. Das genaue Vorgehen wird im Detail zu Beginn der ersten Sitzung erläutert. Zusätzlich kommen auch noch weitere Hilfestellungen des Therapeuten zum Einsatz. Auch diese werden im ersten Gespräch erläutert.

Ich orientiere mich vom paartherapeutischen Vorgehen her vor allem am personzentrierten Ansatz (Carl Rogers) sowie an der emotionsfokussierten Paartherapie (Leslie Greenberg und Rhonda Goldman).

Erstgespräch

Wie in jeder Paarberatung oder auch Paartherapie gilt es zuerst einmal eingangs folgende Punkte zu klären:

  • Wie stehts um die Motivation für eine Paarberatung eines jeden? Diese können unterschiedlich sein. Das ist normal und sollte zu Beginn von beiden Seiten akzeptiert werden.
  • Was sind die konkreten Anlässe für eine Paarberatung?
  • Wie stehts mit den Zielvorstellungen? Diese können unterschiedlich sein. Manchmal ändern sich die Zielvorstellungen auch. Dem muss Rechnung getragen werden.

Wann macht eine Paartherapie Sinn?

Eine Reihe von Gründen kann eine Paartherapie sinnvoll machen. Hier eine Auswahl davon:**

  • Wenn einer oder beide Partner sich oft verletzen oder sich in der Beziehung verletzt fühlen.
  • Wenn immer nur einer bestimmt oder im Wesentlichen die Entscheidungen fällt. Dieser Grund wiegt umso schwerer, je mehr Bereiche davon betroffen sind (Geld, Ferien, Freundeskreis, Erziehung, sexuelle Aktivitäten…)
  • Bei mangelnder gegenseitiger Unterstützung
  • Wenn sich einer oder beide oft unverstanden oder missverstanden fühlt/fühlen
  • Wenn Enttäuschung und Kritik nicht oder nicht mehr ausgesprochen werden können
  • Wenn wichtige Wünsche eines Partners nicht mehr angesprochen oder erfüllt werden
  • Wenn einer oder beide Partner sich häufig kritisieren oder kritisiert werden
  • Wenn Ziele oder Pläne für die Zukunft weit auseinander gehen
  • Wenn in der Beziehung die sexuelle Befriedigung bei einem oder bei beiden sehr oder völlig fehlt
  • Wenn es kaum noch gemeinsame Interessen gibt
  • Wenn der Partner eine Aussenbeziehung eingeht
  • Wenn der Partner aufgrund der bestehenden Beziehung psychosomatische Beschwerden entwickelt.

Zusammenbleiben oder Trennung?

Schliesslich kann eine Paartherapie auch dem Zweck dienen, herauszufinden, ob man zusammen­bleiben oder sich trennen will. Dies gilt umso mehr für Partner, die sich mit dieser Entscheidung schwer tun und innerlich hin- und herschwanken – manchmal sogar ohne die Zweifel dem andern wirklich mitzuteilen. Das ist für eine Beziehung eine grosse Belastung. Bei sehr unterschiedlichen Ausgangslagen ist es schwierig, eine Paarberatung zu machen: Wenn der eine Partner sich trennen, der andere aber die Beziehung retten will. In diesem Fall kann es Sinn machen, dass zuerst nur mal einer in die „Paarberatung“ kommt, um mit dem Therapeuten das Vorgehen zu klären.

Literatur

Leslie S. Greenberg & Rhonda N. Goldmann (2008): Emotion-Focused Couples Therapy. The Dynamics of Emotion, Love, and Power. American Psychological Association. University of Iowa Press.

 Fussnote

 ** Ich habe mich von  der Site www.partnerschaft-beziehung.de  bei dieser Auflistung inspirieren lassen. Besten Dank!

 

 


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