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Fachartikel zu Psychologie

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anpassungsstoerung

Anpassungsstörungen gehören zu den am häufigsten diagnostizierten Störungsbildern überhaupt. Ihr klinisches Anwendungsgebiet ist sehr breit gestreut. Durch die möglichen Zusätze wie „mit kurzer depressiver Reaktion“ oder „mit längerer depressiver Reaktion“ sowie auch „mit Angst und depressiver Reaktion gemischt“ können sie ein Breitbandspektrum an Beeinträchtigungs- und Belastungsbildern abdecken.

Die Diagnose „Anpassungsstörung“ wird im ICD-10* mit F43.2. kodiert. Zusätze wie „Anpassungsstörung mit kurzer depressiver Reaktion“ respektive „längerer depressiver Reaktion“ erhalten die Kodierung F43.20 respektive F43.21.

Die Diagnose ist einerseits wegen ihres breit definierten Anwendungsgebietes sehr häufig, aber wahrscheinlich auch aufgrund der Tatsache, dass der Begriff „Anpassungsstörung“ relativ unverfänglich ist und nur wenig Stigmatisierendes an sich hat. Diese Unverfänglichkeit kommt auch vielen Patient/-innen und Psychologen/innen entgegen, da die oft von den Krankenkassen eingeforderten Berichte selbstredend auch Diagnosen beinhalten müssen. Das unangenehme Gefühl, Diagnosen an Krankenkassen mitteilen zu müssen, welche den Datenschutz, zum Beispiel in der Schweiz, schon mit Füssen getreten haben, wird mit einer eher unverfänglichen Diagnose ein bisschen gemildert.

Nichtsdestotrotz beschreibt die Diagnose „Anpassungsstörung“ sehr relevante, manchmal auch gravierende Belastungsstörungen und psychische Beeinträchtigungen, die einen hohen Leidensgrad für die Betroffenen nach sich ziehen können.

Diagnostische Grundkriterien

Das erste Kriterium umschreibt eine „identifizierbare psychosoziale Belastung, von einem nicht aussergewöhnlichen oder katastrophalem Ausmass“ (ansonsten redet man von posttraumatischer Belastungsstörung). Der Beginn der Symptome ist innerhalb des vergangenen Monats festlegbar. Das zweite Kriterium umschreibt Symptome und Verhaltensstörungen (ausser Wahngedanken und Halluzinationen) wie sie z.B. bei affektiven Störungen vorkommen. Aber diese Symptome erfüllen die Kriterien einer einzelnen affektiven Störung nicht (z.B. Depression). Das dritte Kriterium umschreibt die Dauer. Die Symptome dauern nicht länger als sechs Monate nach Ende der Belastung oder ihrer Folgen, ausgenommen ist die Anpassungsstörung mit einer längeren depressiven Reaktion (F43.21). In der Realität wird dieses dritte Grundkriterium eher large gehandhabt, weil das ICD-10 explizit auch die Möglichkeit einer vorläufigen Diagnose einräumt, so dass dieses Zeitkriterium eher ein schwaches ist.

Beispiele

Es geht bei einer Anpassungsstörung immer um Zustände einer subjektiven Bedrängnis und einer emotionalen Beeinträchtigung. Diese Beeinträchtigung behindert das Wahrnehmen von sozialen Funktionen und Leistungen. Entscheidend ist, dass ein zu erfolgender Anpassungsprozess ins Stocken geraten ist, nachdem ein lebensveränderndes Ereignis stattgefunden hat. Zum Beispiel ein Schulwechsel. Ein Jugendlicher wirkt depressiv, niedergeschlagen, leistungsbeeinträchtigt, zurückgezogen, seitdem er täglich eine halbstündige Fahrt in die Stadt zur Schule machen muss. Er kann am Mittag nicht mehr wie gewohnt nach Hause. Zudem hat der Schulwechsel zur Folge, dass er seine bekannten Schulkollegen nicht mehr sehen kann. Der neue Stundenplan hat zudem zur Folge, dass er sein Training im Sportverein nur noch am Dienstag besuchen kann. Donnerstag geht’s nicht mehr. Er kommt aufgrund einer obligatorischen späten Schulstunde erst um 18 Uhr nach Hause, zu spät für den Trainingsbeginn um die gleiche Zeit. Ähnliche Beispiele sind ein Arbeitsplatzwechsel oder der Beginn von Elternschaft nach der Geburt des ersten Kindes. Ebenso der Beginn des Ruhestandes oder das Umziehen in ein Altersheim. Hier geht es um Entwicklungsschritte oder Veränderungen der Lebensumstände als Auslöser von einer Anpassungsstörung.

Die Belastung kann auch durch die Beschädigung des sozialen und Beziehungsnetzes entstehen. So ist ein anderes klassisches Beispiel ein Todesfall in der Familie oder der Verlust des Partners.

* ICD-10 = International Classification of Mental and Behavioural Disorders (Klassifikation psychischer Störungen), Hrsg. ist die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf.

 

 


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